Katzen und Geschichte

Toulouse-Lautrec: May Belfort

Die irische Sängerin May Belfort trat um 1900 in den Pariser Konzert-Cafés auf. Meist war sie wie ein kleines Mädchen gekleidet und wiegte ein schwarzes Kätzchen in ihren Armen. Dieses mädchenhafte Aussehen brachte die scheinbar unschuldigen, in Wirklichkeit aber derb-schlüpfrigen Anspielungen ihrer Nummern besonders gut zur Geltung. Sie war eine der Lieblingssängerinnen des Malers Toulouse-Lautrec, der sie meistens mit Katze abbildete.

Henri de Toulouse-Lautrec zählt zu den bedeutendsten Künstlern seiner Epoche und gilt als einer der besten Grafiker. Berühmt wurde er durch seine Darstellungen des Pariser Lebens Ende des 19. Jahrhunderts. Er besuchte regelmässig Konzert-Cafés und malte die dort auftretenden Künstler, unter ihnen May Belfort, der er erstmals 1895 im Cabaret des Décadents begegnete. Mehrere Bilder allein aus diesem Jahr zeigen die Sängerin auf der Bühne.

Merkwürdige Mischung

May Belfort, die eigentlich May Egan hiess, stellte ihr Repertoire aus traditionellen irischen Liedern und amerikanischen Melodien zusammen. Joseph Tabrars Stück „Ein Hündchen hat Papa mir nicht gekauft“ trug sie beispielsweise mit einem winzigen Kätzchen im Arm vor und untermalte damit das Image der Unschuld vom Lande. Toulouse-Lautrec war von der mädchenhaften Sängerin mit der Katze sichtlich fasziniert.

Die Texte von May Belforts Liedern enthielten jede Menge sexueller Anspielungen. Obwohl sie sich nach aussen hin reichlich naiv gab, wurden ihr Affären mit anderen Frauen nachgesagt.

Gute Schule

Schon als Jugendlicher malte Toulouse-Lautrec gern Tiere. Diese Leidenschaft übernahm er von seinem Vater, der angeblich ein hervorragender Jäger war. „Wenn meine Jungen eine Waldschnepfe schiessen, haben sie drei Mal Freude daran“, sinnierte Toulouse-Lautrecs Grossmutter väterlicherseits, „beim Jagen, beim Essen und beim Malen!“

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Renoirs „Mädchen mit Katze“

Dieses reizende Bild zeigt ein junges Mädchen, das mit seiner Tabby schmust. Den Maler Pierre-Auguste Renoir ernährte die Kunst lange Jahre mehr schlecht als recht, und auch dieses Gemälde stammt aus der kargen Anfangszeit seines Schaffens. Doch Katze und Mädchen sehen glücklich aus, und es ist dem Künstler wunderbar gelungen, die zärtliche Vertrautheit und Zuneigung zwischen Mensch und Tier einzufangen.

Dieses wunderschöne Bild ist zwar von Renoir signiert, trägt aber kein Datum. Man kann mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass er es Mitte der siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts gemalt hat, denn zu dieser Zeit war Renoirs Werk am stärksten vom Geist des Impressionismus beseelt, eines Malstils, der hier deutlich zu erkennen ist.

Impressionismus

Während dieser Schaffensperiode wählte Renoir seine Themen aus dem täglichen Leben und malte sie mit viel Liebe sowie in flüssigem, feinem Stil. Seine erfrischend unkomplizierte Auffassung von Kunst fasste er folgendermassen zusammen: „Meiner Meinung nach sollte ein Bild gefällig, fröhlich und hübsch sein – ja, hübsch! Es gibt im Leben so viele langweilige Dinge ohne jegliche Kreativität“.

Renoirs Katzen

„Mädchen mit Katze“ ist eines aus einer ganzen Reihe mittelgrosser Bilder mit hübschen, jungen Frauen. Renoir bezog immer wieder Hunde, Pferde oder Wild in seine Portraits und Landschaftsbilder mit ein.

Katzen stellte er meist als innig liebende Haustiere dar. Das hübsche Mädchen hält das Tier zärtlich im Arm; die Pose ist überzeugend und erinnert an eine Momentaufnahme: Die beiden drücken einen Hauch Unbeholfenheit und Unsicherheit aus, als hätten sie die richtige, bequeme Haltung gerade noch nicht gefunden. Durch Renoirs zarte Pinselführung kommt das weiche, glänzende Fell der Katze ganz besonders schön zur Geltung.

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Die Katze kommt nach Europa

In Aegypten lebten domestizierte Katzen jahrhundertelang. Sie galten dort als heilig und durften deshalb nicht ausser Landes gebracht werden. Die Seehandel treibenden Phönizier hingegen wussten Samtpfote als nützliche Mäusejägerin zu schätzen und brachten sie auf ihren Schiffen in aller Herren Länder. Perser, Griechen und Römer taten dann das Ihre dazu, und weil Katzen sich schnell vermehren, hatten sie bald überall in Europa Fuss gefasst.

Katzen lebten schon circa 3000 v. Chr. In Aegypten, wo sie Ratten und Mäuse von den Kornspeichern fern hielten. Ob es sich dabei tatsächlich schon um domestizierte Tiere oder noch um gezähmte Wildkatzen handelte, lässt sich aber nicht mit Sicherheit sagen.

Göttliche Katzen

Im Alten Aegypten wurden Katzen wie Götter verehrt und bevorzugt behandelt. Dennoch unterschied man heilige Katzen, die man zu ihrem eigenen Schutz in Tempel sperrte, von ganz normalen Strassenkatzen und achtete streng darauf, dass beide nicht miteinander in Berührung kamen. Starb eine heilige Katze, so wurde sie einbalsamiert und in einem Sarkophag beigesetzt.

Nach Europa

Die ersten domestizierten Katzen, die Aegypten verliessen, gelangten mit phönizischen Händlern nach Italien. Von dort aus verbreiteten sie sich über ganz Europa. Alle unsere Hauskatzen, ob mit Stammbaum oder ohne, haben demnach ägyptische Vorfahren.

Bewegtes Leben

Im Mittelalter erfuhr das bis dahin so glückliche Schicksal der Katze eine drastische Kehrtwendung. Die christliche Kirche misstraute dem samtpfotigen Tier, brachte es mit heidnischen Bräuchen und Hexerei in Verbindung und erklärte es zum Gesandten des Teufels. Viele Katzen wurden bei lebendigem Leib verbrannt. Erst im 18. Jahrhundert besserte sich ihre Lage wieder: Nun hielten sich viele Familien Hauskatzen.

Im 19. Jahrhundert wurde die Katze in Europa schliesslich sehr populär; stolz präsentierten Besitzer besonders edler Samtpfoten ihre Tiere nun auf ersten Ausstellungen, und das Geschäft mit der Rassezucht begann.

Fernöstliche Vergangenheit

Seit wann es in Asien domestizierte Katzen gab, lässt sich wiederum nicht genau sagen. In einem berühmten altchinesischen literarischen Werk aus der Zeit um 600 v. Chr. Wird aber eine heilige Katze namens Mao erwähnt, die sich als Mäusevertilgerin einen Namen gemacht hatte. Von China aus gelangte die Katze schliesslich auch nach Japan.

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Katzen während der Pest

Europa im 14. Jahrhundert: Die Pest wütet und rafft Hunderttausende von Menschen dahin. Uebertragen wird die Krankheit durch Ratten und ihre Flöhe, die die gefährlichen bakteriellen Erreger verb reiten. Ueber dreihundert Jahre lang forderte der „Schwarze Tod“ seine Opfer. Wie aber erging es damals den Katzen? Auch sie hatten Flöhe und frassen Ratten. Bekamen sie deshalb auch die Pest....?

Mit der Verbreitung von Pest-Bakterien hatten Katzen nicht das Geringste zu tun. Im Gegenteil: Nachdem man die meisten von ihnen umgebracht hatte, griff die Krankheit nur noch verheerender um sich. Damals wusste man weder, dass Ratten für die Epidemie verantwortlich waren, noch, dass Katzen nur sehr selten Krankheiten auf den Menschen übertragen.

Sündenbock

Doch die Menschen brauchten einen Sündenbock und verdächtigten die Katzen, Schuld an der schrecklichen Krankheit zu tragen. Und damit nicht genug, man misstraute schliesslich grundsätzlich fast allen Tieren und beschuldigte auch Hunde, Schweine, Kaninchen und Tauben.

Der wahre Uebertäter

Merkwürdigerweise geriet die Ratte nie unter Verdacht, obwohl sie im Fernen Osten schon lange als Pestüberträgerin bekannt war. In Europa aber dauerte es lange, bis man der pfiffigen kleinen Nagerin auf die Schliche kam..

Unschuldige Opfer

Katzen und Hunde, die man für die Epidemie verantwortlich machte, wurden damals fast alle getötet. Im London des 15. Jahrhunderts erschlug man jeden Hund, der zwischen zehn Uhr abends und vier Uhr morgens durch die Strassen strich. Eigens zu diesem Zweck abgestellte Polizisten brachten die Tiere um und vergruben die Kadaver. Im übrigen Europa erging es den Tieren nicht besser.

 

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Das Katzenmuseum in Amsterdam

An der Herengracht im niederländischen Amsterdam befindet sich das „Kattenkabinet“, ein Museum, das sich ausschliesslich dem Thema Katzen widmet. Das Gebäude aus dem Jahre 1667 ist schon rein äusserlich von historischem Interesse, im Inneren aber fesseln zahlreiche Gemälde und Kunstobjekte, dargeboten in luxuriös ausgestatteten Sälen, das Auge des Katzenliebhabers. Die Amsterdamer Sammlung sucht weltweit ihresgleichen.

Mitte des 17. Jahrhunderts gewann das Viertel um die Herengracht in Amsterdam zunehmend Freunde. Es lag am Ufer eines Kreiskanals, an dem sich mit der Zeit viele reiche Kaufleute niederliessen. William und Adrian van Loon errichteten dort zwei elegante Häuser, die sich ganze 150 Jahre im Familienbesitz hielten.

In Memoriam

Heute beherbergt das Haus Nummer 497 eine einzigartige Sammlung, die zu Ehren eines ganz besonderen Katzers zusammengetragen wurde. Das Tier hiess John Pierpoint Morgan (J.P. Morgan) und gehörte Bob Meijer (dem späteren Gründer des Museums) und William Meijer (Leiter des Freundeskreises „Kattenkabinet“). Seinen ungewöhnlichen Namen verdankte der Kater dem amerikanischen Bankier und Kunstsammler J.P. Morgan (1837 – 1913), der dem New Yorker Metropolitan Museum of Art zahlreiche Werke vermachte.

Geburtstagsgeschenk

Als Meijer beschloss, den fünften Geburtstag von J.P. Morgan zu feiern, war das „Kattenkabinet“ geboren. Er beauftragte nämlich den Maler Ansel Sandberg, seinen Kater zu porträtieren, und schenkte dem Tier das Werk zum Geburtstag. Als J.P. zehn wurde, bekam er sein Abbild in Form einer Bronzestatue, und schon bald nahm die Sammlung Ausmasse an, die ein Privathaus nicht mehr fassen konnte. Leider verstarb der Kater 1980 im Alter von 15 Jahren. Zehn Jahre später wurde dann das Museum eröffnet – als ewige Gedenkstätte, in der man wunderschöne Kunstgegenstände bewundern kann.

Reiche Vielfalt

Ob Cartoons oder ägyptische Statuen, ob Rudyard Kipling oder Pablo Picasso – das „Kattenkabinet“ hält für jeden Geschmack etwas bereit! Zu seinen Schätzen zählen das Plakat eines Pariser Cabarets von Théophile Steinlen, einem Zeitgenossen Toulouse-Lautrecs, aber auch die naiven Motive Sal Meijers, eines Malers aus Amsterdam.

Das Museum ist während der Woche ganztägig geöffnet, am Wochenende nur nachmittags.

 

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Die Katze als Unglücksbotin

Seit eh und je werden unsere samtpfotigen Freunde mit allen möglichen abergläubischen Vorstellungen in Verbindung gebracht, die zumeist jeder Logik entbehren und einander häufig sogar widersprechen. Ursprünglich wurde die Katze in den meisten Kulturen als Glücksbringerin geehrt. Nachdem jedoch die christliche Kirche im Mittelalter gegen sie zu hetzen begann, hiess es, sie sei mit dem Teufel im Bunde.

Im 12. Jahrhundert startete die christliche Kirche eine Hetzkampagne gegen Katzen, die zwei Jahrhunderte andauerte. Es hiess, die Tiere seien dem Satan treu ergeben, weshalb man sie nicht nur für ein schlechtes Vorzeichen hielt, sondern sie konsequent tötete, wann immer das möglich war. Ausserdem brachte man sie mit Hexen in Verbindung, die damals für alle Uebel der Welt verantwortlich gemacht wurden.

Schwarze Magie

Im Mittelalter befand sich die Hexenverfolgung in Europa auf ihrem Höhepunkt. Man redete den Menschen ein, die verbrannten Frauen nähmen nach ihrem Tod Katzengestalt an und kehrten zurück, um ihre Peiniger mit einem Fluch zu belegen. Es kam schliesslich so weit, dass sich jeder, dem eine Katze über den Weg lief, fragte, ob er nun schlicht ein Tier vor sich habe oder vielleicht doch eine verwandelte Hexe.

Da man ausserdem glaubte, die Katze sei mit dem Teufel im Bunde, traute man ihr alle möglichen Bosheiten zu. Keiner wagte sich an die Tiere heran, da man sie für gefährlich hielt und davon überzeugt war, sie könnten ein schlimmes Schicksal herbeirufen.

Auf Streicheleinheiten mussten Katzen folglich in der damaligen Zeit fast völlig verzichten.

 

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Das Katzenfest in Ieper

Alle drei Jahre, am zweiten Sonntag im Mai, findet im belgischen Ieper (auch Ypern) ein traditionelles Katzenfest statt: das Kattestoet. Die ersten Veranstalter wollten auf die Misshandlung der Katzen aufmerksam machen, denn früher wurden die Tiere oft grausam verfolgt und gequält. Inzwischen feiert man in Ieper durch und durch fröhlich, ehrt eines der beliebtesten Haustiere und zieht sämtliche Katzenliebhaber Belgiens in die Stadt.

Kaum zu glauben, aber wahr: Während der ersten Feste wurden noch Katzen von einem hohen Turm im Stadtzentrum geworfen – begleitet vom Beifall einer jubelnden Menge! Erstaunlicherweise überlebten sogar einige Tiere diese grausame Behandlung. Damals hielt man Katzen für eine Ausgeburt des Teufels und die am Fest teilnehmenden Christen wollten so dem Bösen ein Schnippchen schlagen. Erst 1817 war es mit solch barbarischen Bräuchen vorbei.

Katzen-Karneval

Nach einem ersten Anlauf im Jahr 1930 erlebte das traditionelle Katzenfest von Ieper erst in den 50er Jahren seine endgültige Renaissance. Beim Umzug werden riesige, zum Teil schon sehr alte Katzenfiguren mitgeführt, Blaskapellen sorgen für Stimmung und thematisch gestaltete Wagen erinnern an die verschiedenen Phasen der Katzengeschichte. In Spezialveranstaltungen kann man sich über die Katze im Alten Aegypten informieren, über Sprichwörter zum Thema Katze, über das Märchen vom Gestiefelten Kater oder über die Verfolgung von Hexen und Katzen. Höhepunkt des ganzen Spektakels ist natürlich der Umzug, der unseren Karnevalsumzügen kaum nachsteht.

Vor dem Abschluss-Feuerwerk werden Katzenpuppen vom Belfort-Turm geworfen und dann verbrennt man mehrere Hexenpuppen auf einem nachgestellten Scheiterhaufen.

 

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Der Kult um die Göttin Bastet

Der Kult um die altägyptische Göttin Bastet, die stets in Katzengestalt dargestellt wurde, dauerte fast zweitausend Jahre. Vor allem in Bubastis am Nildelta, nahe dem heutigen Zagazig, verehrte man Bastet durch ein alljährlich stattfindendes Fest, zu dem angeblich Hunderttausende von Pilgern strömten. In den Ruinen des riesigen Bastet-Tempels fanden Archäologen zahllose mumifizierte Katzen sowie Reliquien, die den Bastet-Kult belegen.

Bastet war nicht die erste Katzengöttin, die von den Aegyptern angebetet wurde. Vor ihr verehrte man Sekhmet, eine Furcht erregende Göttin mit Löwenkopf, die angeblich Blut trank. Um 1580 v. Chr. Gesellte sich die Schutzgöttin Bastet zu ihr. Nach und nach verdrängte sie Sekhmet.

Blütezeit der Bastet

Sekhmet und Bastet wurden zeitweise als gegensätzliche Seiten der Sonne verehrt: Sekhmet repräsentierte das Feuer in seiner zerstörerischen Kraft, Bastet stand für lebensspendende Wärme. Eigentlich kein Wunder, dass man sich mit der Zeit immer mehr auf Bastet konzentrierte und ihren Zuständigkeitsbereich sogar auf Liebe und Fruchtbarkeit ausdehnte! Angeblich hatte sie die Macht, Kinder zu schützen und Krankheiten fern zu halten. Darüber hinaus war Bastet für die angenehmen Seiten des Lebens zuständig: für Musik und Tanz. Das alljährlich in Bubastis zu ihren Ehren stattfindende Fest artete stets zu einem orgiastischen Gelage aus. Pilger brachten mumifizierte Katzen zum Tempel, um das Wohlwollen der Göttin auf sich zu lenken.

Mumien-Verkauf

Im 19. Jahrhundert entdeckten Archäologen in den Ruinen von Bubastis unzählige Mumien junger Katzen, deren Herkunft man sich nicht erklären konnte. Selbst wenn Pilger ihre toten Katzen zum Tempel mitbrachten, um sie dort zu bestatten, war es einfach nicht möglich, dass so viele Tiere auf natürlichem Wege gestorben waren. Neuere Röntgenaufnahmen zeigen denn auch, dass die meisten Katzen kein Jahr alt waren, als man ihnen den Hals brach. Man vermutet, dass Priester die jungen Katzen töteten, mumifizierten und gegen Bares an die Gläubigen verkauften, die nur so an den Opferriten für die Göttin teilnehmen konnten.

 

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Die Katze in der japanischen Bildhauerkunst

In Japan werden Tempel und heilige Stätten oft von Katzenfiguren geschmückt – ein Beweis für die hohe Wertschätzung, die Japaner ihren Samtpfoten seit Jahrhunderten entgegenbringen! Man findet die Tiere nicht nur auf zahlreichen Gemälden, sondern auch in Form von Skulpturen. Vom Mittelalter bis heute wissen Kunst und Kultur des Orients Katzen insgesamt weitaus mehr zu würdigen als unsere westliche Welt.

Den Farben und der Gestaltung japanischer Kunstobjekte ist der Einfluss des grossen chinesischen Nachbarn deutlich anzumerken. Erste eindeutig japanische Plastiken stammen etwas aus dem 3. Jahrhundert und wurden als „Haniwa“ bezeichnet. Es handelte sich dabei um rötliche, unglasierte Steingut-Figuren, mit denen man Grabstätten dekorierte.

Mitte des 7. Jahrhunderts kam der Buddhismus nach Japan, was sich unter anderem auch auf die Bildhauerkunst auswirkte. Man fertigte nun verstärkt Heiligenfiguren, um Klöster und Tempel auszustatten.

Ganz natürlich

Häufige Darstellungen von Katzen auf alten Pergamentrollen oder Töpferwaren belegen, dass die Japaner diesen Tieren schon seit langem eine ganz besondere Stellung einräumen.

Kunstwerke aus dem 18. und 19. Jahrhundert bilden zum Beispiel immer wieder das schildpatt-weisse Haarkleid der klassischen Japanischen Stummel-schwanzkatze ab.

Generell sind Themen aus der Natur ein beliebtes Motiv japanischer Kunst: Blumen, Vögeln, Tieren und Landschaften begegnet man häufig, sowohl auf Gemälden als auch in Form von Skulpturen.

Aus den meisten Werken spricht eine hohe Wertschätzung der natürlichen Schöpfung insgesamt.

 

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Die Katzen der Göttin Freyja

In der altnordischen Mythologie wurde Freyja als Göttin der Liebe, Sexualität, Ehe, Fruchtbarkeit, der Blumen und der Natur verehrt. Gleichzeitig galt sie als oberste Walküre und hatte in dieser Eigenschaft zu entscheiden, welche Krieger das Schlachtfeld lebend verlassen durften. Die Seelen der Toten fuhr sie auf einem Streitwagen mit Katzengespann zu ihrem himmlischen Palast.

Der Göttin Freyja waren ihre Katzen heilig. Aus diesem Grund galten die Tiere auch bei den Menschen als Glücksbringer und wurden entsprechend verwöhnt. Auf jedem Bauernhof bekamen sie Milch, damit Freyja sich für eine reiche Ernte einsetzte. Tauchten Katzen bei einer Hochzeit auf, so stand die Verbindung der Brautleute unter einem guten Stern.

Freitag, der Dreizehnte

Im 15. Jahrhundert erlebte der Kult um Freyja eine Renaissance und diesmal hatten unsere Samtpfoten weitaus weniger zu lachen, wurden sie doch gleich hundertfach geraubt und der Göttin als rituelle Opfer dargebracht. Schliesslich setzte Papst INNOZENZ VIII. den Zeremonien der Freyja-Jünger ein Ende, indem er sie offiziell als „heidnisches Teufelswerk“ bezeichnete. Tausende von Frauen wurden damals als Hexen verurteilt und liessen ihr Leben auf dem Scheiterhaufen, oft in Begleitung von Katzen, die angeblich den Leibhaftigen selbst verkörperten.

Aus diesem päpstlichen Urteil rührt der Aberglaube, Freitag, der Dreizehnte sei ein Unglückstag. Der Freitag ist nämlich nach Freyja benannt (auch deutlich im Englischen:“Friday“) und die Zahl 13 war der Göttin heilig. Freyja selbst wurde als Hexe und Göttin der Zauberkunst verehrt.

Sie praktizierte eine Art Schamanismus und besass einen Mantel, mit dessen Hilfe sie sich in einen Falken verwandeln und von einer Welt in die andere reisen konnte. Angeblich hatte auch der Gott Odin all seine magischen Fähigkeiten über Freyja erworben.

 

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Die winkende Katze

In Japan gilt Maneki-neko, die winkende Katze, als beliebter Talisman. Die Figur besteht meistens aus Ton und stellt eine dreifarbige (weiss-schwarz-rote) Katze dar, die ihre rechte Vorderpfote bis zu den Ohren erhoben hat. Es gibt sie in verschiedenen Grössen, als Glücksbringerin für die Handtasche, aber auch mannshoch am Eingang von Gebäuden, deren Bewohnern sie Schutz und Wohlstand verheisst.

Um die winkende japanische Katze ranken sich mehrere Versionen derselben Legende. Man bringt sie jedoch stets mit dem Gotokuji-Tempel am Stadtrand von Tokio in Verbindung, denn dort hat sich ihre glücksbringende Fähigkeit zum ersten Mal gezeigt... Die Mönche dieses buddhistischen Tempels sollen nämlich sehr arm gewesen sein, ihre Nahrung aber selbst in Hungerszeiten mit einer Katze geteilt haben. Eines Tages ritten einige wohlhabende Samurai am Tempel vorbei und wurden von der Katze herein gewunken – zu ihrem Glück, denn kurz darauf zog ein schreckliches Unwetter auf!

Später kehrte einer der Samurai zurück, um bei den Mönchen zu studieren, und als er starb, hinterliess er dem Orden ein Vermögen. Die Familiengruft des Samurai befindet sich noch heute auf dem Gelände des Tempels, doch auch der Katze hat man dort ein Heiligtum errichtet.

Eine andere Version der Legende behauptet, kurz nachdem die Samurai in den Tempel gezogen seien, habe ein Blitz genau dort eingeschlagen, wo sie vorher standen. Die Katze der Mönche sei also nicht nur Glücksbringerin, sondern sogar Lebensretterin gewesen.

Katzentempel

Bis heute beten Japaner im Gotokuji-Tempel für ihre verstorbenen Katzen, die sie häufig sogar auf dem dortigen Friedhof begraben haben. Maneki-neko-Figuren bestehen meistens aus Ton, werden aber auch aus Holz oder Pappmaschee hergestellt. Man findet sie im Eingangsbereich von Privathäusern, Geschäften und Restaurants.

 

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Katzen in der französischen Monarchie

Die wenigsten Menschen stehen Katzen vollkommen gleichgültig gegenüber: Viele lieben sie heiss und innig, andere hassen sie regelrecht. Gekrönte Häupter bilden da keine Ausnahme: Der französische König Ludwig XIII. (1601 – 1643) setzte zum Beispiel der (äusserst un-)christlichen Katzenverbrennung ein Ende. Ludwig XV. (1710 – 1774) hielt zahlreiche Katzen am Hof und war ihnen aufrichtig zugetan. Andere Herrscher dagegen liessen sie in grossen Massen töten.

Kaum zu glauben, aber wahr: Grosse Männer der Geschichte, Machthaber bedeutender Nationen, die dem Feind stets furchtlos ins Auge blickten, bekamen angesichts einer harmlosen Katze weiche Knie. Vor allem einen französischen König versetzte der Anblick von Samtpfoten regelrecht in Panik.

Katzenhasser

Heinrich III. (1551 – 1589), König von Frankreich, zog sowohl gegen die Hugenotten als auch gegen die Katholische Liga in den Krieg. Vor Katzen hatte der mächtige Mann jedoch eine solche Panik, dass er in Ohnmacht fiel, wenn er sie nur von weitem sah. Unter seiner Regentschaft wurden rund 30 000 Samtpfoten getötet.

Ludwig XIV., der Sonnenkönig (1638 – 1715), beherrschte Frankreich von 1643 – 1715. Schon im zarten Alter von zehn Jahren soll er angeblich Freudentänze an Scheiterhaufen geführt haben, in denen Katzen bei lebendigem Leibe verbrannt wurden. Bei Hofe waren nur Kanarienvögel, Papageien und Hunde zugelassen, Katzen durften sich höchstens in der Küche aufhalten.

Katzenfreunde

Ludwig XIII., von 1610 bis 1643 König von Frankreich, arbeitete eng mit Kardinal Richelieu zusammen, der als erklärter Katzenfreund galt und sich ständig mit mehreren Samtpfoten umgab. Ludwig setzte denn auch der von der Kirche verordneten Katzenverbrennung ein Ende, wozu ihn mit Sicherheit sein Berater Richelieu gedrängt hatte.

Ein wunderbares Leben führten französische Katzen zweifellos auch zwischen 1715 und 1774 unter Ludwig XV. Er besass eine weisse Katze, die er jeden Morgen in sein Schlafzimmer liess und sogar zu Versammlungen des Königlichen Rates mitnahm.

 

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Lord Byron und seine Katzen

 

Byron wurde 1788 geboren, kurz vor Beginn der Französischen Revolution. Als er 1824 starb, hatte er nicht nur die Herrschaft Napoleons erlebt, sondern war auch Zeuge der italienischen Unitarierbewegung und des österreichischen Freiheitskampfes geworden. Am Unabhängigkeitskrieg der Griechen gegen die Türken hat er sogar selbst teilgenommen und war als Schriftsteller zum Symbol des romantischen Helden geworden.

Byron hielt stets mehrere Katzen, die ihm Vergnügen und Zerstreuung bereiteten.

Lord Byrons Menagerie

In seinem Haus im italienischen Ravenna hielt Byron die unterschiedlichsten Tiere: Pfauen, Raubvögel, Perlhühner, Affen, Pferde, acht Hunde und fünf Katzen. Damals schrieb er in sein Tagebuch: „Der Rabe humpelt. Wahrscheinlich hat ihm irgendein Idiot auf den Fuss getreten. Der Falke ist in guter Verfassung, die Katzen machen jede Menge Lärm und die Affen habe ich seit dem plötzlichen Kälteeinbruch nicht mehr zu Gesicht bekommen. Sie frieren, wenn man sie nach draussen schickt“.

Herren im Haus

In einem Brief vom 10. August 1821 schrieb der Dichter üercy Bysshe Shelley, ein enger Freund Byrons, seiner zweiten Frau über ihn: „Er hält sich zwei Affen, fünf Katzen, acht Hunde und zehn Pferde. Bis auf die Pferde laufen sie alle durchs Haus und führen sich auf, als hätten sie das Sagen“. Am selben Tag berichtete Shelley dem Schriftsteller Thomas Love Peacock: „Lord Byrons Haushalt besteht, neben seinem Dienstpersonal, aus zehn Pferden, acht riesigen Hunden, drei Affen, fünf Katzen, einem Adler, einem Raben und einem Falken. Bis auf die Pferde streifen die Tiere Frei durchs Haus und liefern sich ständig erbitterte Wortgefechte, als hätten sie dort das Sagen... Nachdem ich den Brief bereits versiegelt hatte, habe ich festgestellt, dass ich mich bezüglich der Anzahl der Tiere geirrt habe. Auf der grossen Treppe begegneten mir soeben fünf Pfauen, zwei Perlhühner und ein ägyptischer Kranich. Ich frage mich, wo all diese Tiere früher gelebt haben.“

 

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